(#) Sonic / "Ossa"

Margareta Mirwald, Christian Hart und Michael Fischer lassen mit „Ossa“ eine archaische Form des Erzählens und Improvisierens wieder aufleben. Wort und Klang: Beide Formen von Lautäußerungen ergänzen sich gleichberechtigt. Die Künstler interagieren intuitiv mit dem jeweiligen Publikum und dem Raum. Intendiert ist eine über die Grenzen des Intellekts hinausgehende gefühlsmäßige Erfassung durch den Zuhörer.
Die Texte kreisen inhaltlich um den Übergang vom Leben zum Tod und beschäftigen sich mit den Grenzen des Normalen und dem Anderssein. Das Kernstück bildet eine Textcollage von Beschreibungen über Schlachtfelder (Ovid, her. 1, Livius, ann. 22,51 und Tacitus, I, 61).
Teils monoton, teils ekstatisch liest, rezitiert, singt die Autorin - jeweils begleitet, akzentuiert oder im Dialog mit den beiden Musikern Christian Hart (Gitarren, electronic devices) und Michael Fischer (Violine, Sopransaxophon). Präzise und einfühlsam treten die beiden Musiker mit ihren unterschiedlich gehandhabten Instrumenten improvisierend dazu, blenden sich wieder aus, begleiten die Worte, verstärken sie, wirken lautmalerisch mit und erzielen dadurch eine fast unheimliche Dichte und Spannung im Raum.
(Text: Doris Frass)



Christian Hart über Improvisation:
"In unserer heutigen Kultur ist es ja leider so, dass Improvisation den Geruch des Halbseidenen und Unfertigen hat. Es wird dabei vergessen, dass Improvisation die älteste und weltweit am weitesten verbreitete kulturelle Praxis ist - vor allem in der Musik. Die Ideologen der Verschriftlichung haben uns weis gemacht, dass nur das von Wert ist, was schriftlich fixiert, also "komponiert" wurde. Ist auch kein Wunder, denn schriftlich Fixiertes kann man kontrollieren und archivieren (also quasi "wegsperren"). Spontan Entstehendes kommt aus der (individuellen) Freiheit und ist somit nahezu unkontrollierbar."