(#) Sonic / "11"



"11": Klanginstallation für für die Ausstellung „Leben(s)gestalten“ von Martin Krammer im Karner von St. Othmar in Mödling, 2006

Der Karner in Mödling ist ein mystischer Raum. Immer schon war die Welt der Mystik genauso wie die Welt der Musik mit Symbolen verbunden: Zahlen als symbolische Orientierungshilfe, als Strukturierungselement, als Wegweiser im Facettenreichtum der Wirklichkeit. Geradezu idealtypisch steht der Karner für die Dualität und Polarität von Leben und Tod.
Die Konzeption der Klanginstallation bezieht sich gleichermaßen auf die Objekte von Martin Krammer wie auf den speziellen Ort der Ausstellung: Unten der Tod, oben das Leben, unten das Endgültige, oben das Vergängliche. Aus der Dualität von Leben und Tod ergibt sich zunächst die Ausgangszahl „2“. Die „Stelzenmänner“ von Martin Krammer haben 2 Beine: Mit einem stehen sie sicher, mit dem anderen erkunden sie tastend Neuland.
Als Quersumme steht die „2“ für die „11“. In der Zahlensymbolik ist die „11“ eine Prüfzahl („11er Frage“). Im Karner können wir überprüfen, wie wir individuell mit der Polarität Leben und Tod, also mit dem Thema Transformation, umgehen.

Die Installation besteht aus 2 Klangquellen: 2 CD-Player sind räumlich voneinander getrennt aufgestellt. Jede CD enthält das gleiche Klangmaterial: 11 Tracks, die jeweils 22 Sekunden dauern. Ein Track besteht jeweils aus 11 Sekunden Klangmaterial und aus 11 Sekunden Stille. Die Tracks werden mit Hilfe der Shuffle-Funktion des CD-Players wiedergegeben und so nicht vorhersagbar miteinander kombiniert. Das Klangmaterial besteht vorwiegend aus Geigenklängen (Violine: Michael Fischer). Die Töne wurden „col legno“, also mit dem Holz des Bogens über die Saiten streichend, erzeugt. Dabei entsteht ein spezieller Klangeindruck irgendwo zwischen Geräusch und Ton. Das optische Erscheinungsbild der beiden Klangquellen - präparierte Jutesäcke - bezieht sich ebenfalls auf das Karner-Thema Transformation und Vergänglichkeit.

11 = 1 + 1 = 2 ... dennoch ist das Ganze mehr als die Summe der Teile.

(c) Christian Hart